Es ist Sommer. Alle drei Kinder sind unterwegs. Wir haben frei und wollen es uns gut gehen lassen. Wir beschließen, uns ein paar Tage im Resort Mark Brandenburg zu gönnen. Hier wollen wir unsere so wertvolle, weil seltene, Elternauszeit genießen, uns treiben und bekochen lassen.
Aber ganz ohne Herausforderung soll es nicht ablaufen: Wir fahren diesmal mit dem Fahrrad ins Resort! Durch Brandenburg mit dem Rad ist nämlich wunderschön, wie wir wissen. Und diese Strecke kennen wir noch nicht. Google Maps sagt, vom S-Bahnhof Oranienburg sind es rund 45 Kilometer, die wir in 2 Stunden und 13 Minuten zurücklegen werden. Wenn wir mit dem Auto fahren, sind diese Zeitangaben immer sehr korrekt. Warum sollte Google dann beim Fahrrad falsch liegen? Wir kaufen uns eine aktuelle Radkarte für die Region und suchen uns eine Route raus, die möglichst viele ausgewiesene Radwege enthält. Damit möchte der Mann an meiner Seite uns navigieren.
In unseren Satteltaschen haben wir alles verstaut, was wir für Neuruppin brauchen: Badelatschen und ein paar Klamotten. Und natürlich Wasser und Proviant für die Fahrt. Es sind schon 26 Grad Celsius als wir gegen 11 Uhr am Ostkreuz in die Heidekrautbahn einsteigen. Sie bringt uns direkt zum S-Bahnhof Oranienburg. Hier startet unsere Tour.
Schon als wir durch die Straßen des kleinen Städtchens am Rande Berlins radeln, überkommt mich das erfrischende Freiheitsgefühl, das ich von allen Touren kenne: die Möglichkeit, das Tempo und die genaue Strecke selbst zu bestimmen, den Wind auf der Haut zu spüren, den Duft der Landschaft einzuatmen. Wir können Menschen begegnen, anhalten und innehalten, wo und wann immer wir wollen. Manchmal düsen wir einen Hügel hinab oder messen unsere Kräfte bei einem kleinen Anstieg. Wir halten für Blindschleichen, Frösche und Schmetterlinge, um an Blumen zu riechen oder in einen See zu springen. Auf dem Fahrrad spüre ich stets eine Verbundenheit mit jedem Moment, die mir im Auto, im Bus, Zug oder Flugzeug niemals zuteil wird. Da rauschen die Gedanken mit der Geschwindigkeit dahin, mal in die Zukunft, mal in die Vergangenheit. Beim Radfahren bleiben sie bei mir, hier und jetzt.
Hier und jetzt auf unserem Weg nach Neuruppin finden wir im zweiten Versuch den gewünschten Weg aus der Stadt. Er führt uns über unbefestigte Wege, die uns in der prallen Sonne erstmal ordentlich durchrütteln. Merke: Nicht jeder auf einer Radkarte ausgewiesene Radweg ist ein asphaltierter! Der nächste Streckenabschnitt entschädigt dann, er führt durch einen erfrischenden Wald. Wir schmunzeln über den Namen des Dorfes „Verlorenort“ und fahren irgendwie im Zickzack. In Sommerfeld machen wir in der „Alten Weinschmiede“ Rast bei einer Kirschschorle und einem Radler. Inzwischen sind über zwei Stunden vergangen und wir haben vielleicht die Hälfte der Strecke geschafft. Soviel zu Google-Voraussagen für Radtouren.
Als wir uns für einen kleineren „Radweg“ entscheiden, stecken wir immer wieder in tiefem Sand fest und müssen stückchenweise schieben. Mein Freund flucht, denn seine Pedale fällt immer wieder ab. Ich muss lachen, denn ich liebe solche Momente, in denen man denkt, was für eine schlechte Idee das eigentlich alles war. Es sind genau die, an die man sich später erinnert. Mit dem Gedanken an das auf uns wartende Sole-Schwebebecken haben wir schließlich auch diesen Abschnitt hinter uns gebracht.
In Wustrau gönnen wir uns noch einen Eiskaffee. Inzwischen sind über fünf Stunden vergangen. Wir grämen uns nicht, sondern freuen uns stattdessen über die schönen Erlebnisse, Landschaften und die netten Menschen, mit denen wir hier und da Kontakt hatten, sind dankbar für die Einblicke hinter den Gartenzäunen in Leben, die jenseits der Großstadthektik stattfinden.
Der letzte Abschnitt von Wustrau radelt sich auf dem ausgebauten, asphaltierten Radweg wie von selbst. Große Bäume spenden Schatten. Wir müssen nur ab und zu anhalten, um die Pedale wieder am Fahrrad meines Freundes zu befestigen.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir das Resort Mark Brandenburg. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich hier ankomme, auf die Dusche im Zimmer und den anschließenden Sprung ins Becken. Aber noch nie so wie heute, mit dem Gefühl, es wirklich verdient zu haben. So eine Erleichterung als ich mich endlich ins Schwebebecken gleiten lasse! Allein dafür hat sich die Radtour gelohnt.
Unsere Räder „parken“ wir kostenfrei in der Tiefgarage und nutzen sie in den nächsten Tagen für den einen oder anderen Ausflug.
Als wir sechs Tage später unsere Rückfahrt nach Berlin antreten, fällt auch keine Pedale mehr ab. Denn wir haben kurzerhand über ebay-Kleinanzeigen unser altes Mountainbike gegen ein schickes, gemütliches Hollandrad getauscht und dabei noch freundliche Neuruppiner kennengelernt.
Für die Rückfahrt nach Berlin wählen wir Brandenburg-Abenteurer natürlich eine andere Strecke. Hier stecken wir am Golfplatz auf einem Feld fest, baden an der angeblich besten Badestelle der Region und entdecken ein riesiges Meditationszentrum im Wald. Aber dazu ein andermal mehr.
Jana Pajonk ist freie Autorin und Kommunikationsberaterin aus Berlin. Bei Recherchen für ihr Buch „Rund um Berlin – janz weit draußen“ fand sie 2015 eher zufällig nach Neuruppin und landete in der Fontane Therme Brandenburg. Sie verliebte sich in den Ort und die Stadt und kommt seitdem immer wieder ins Resort Mark Brandenburg. Ab und zu liest sie Hotelgästen aus ihrem Buch vor. Aber meistens lässt sie hier einfach die Seele baumeln.
Foto (c) Katrin Dinkel
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